Fußball: Relegation

Was ist die Relegation? Alle Fakten im Überblick

Für den einen ist es die letzte Chance, eine verkorkste Saison zu retten, für den anderen die Möglichkeit, eine gute Spielzeit zu krönen. Seit der Saison 2008/09 gibt es im deutschen Profifußball wieder die Relegation. Erfahren Sie hier alles zu den Regeln, der Geschichte und der Kritik an den Relegationsspielen.

Was ist Relegation?

Im Fußball versteht man unter Relegation zwei Entscheidungsspiele, bei denen es um den Auf- oder Abstieg in eine andere Liga geht. In Deutschland spielen in der Relegation der Profiligen der Drittplatzierte der tieferen Liga gegen den Drittletzten der höheren Liga. Es gibt ein Hin- und ein Rückspiel. Relegationsspiele finden nach diesem Modus sowohl zwischen erster und zweiter als auch zwischen zweiter und dritter Fußballbundesliga statt.

Gewinnt die Mannschaft der tieferen Liga, steigt sie auf, während die Mannschaft der höheren Liga absteigen muss. Geht hingegen das Team der höheren Liga als Sieger hervor, verbleiben beide Mannschaften in ihren Ligen.

Für die ersten beiden und die letzten beiden Vereine der drei Profiligen gibt es keine Relegation. Sie steigen direkt auf, beziehungsweise ab.

In den Amateurligen gibt es noch eine Vielzahl anderer Regelungen. Zum Teil wird auch nur ein Spiel ausgetragen, das dann auf einem neutralen Platz stattfindet.

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Wer spielt zuerst zuhause?

Die Mannschaft, die die längere Pause seit dem letzten Pflichtspiel hatte, muss zuerst im heimischen Stadion spielen. Aber besitzt das Team, welches im zweiten und entscheidenden Spiel zuhause spielt, einen Vorteil? Darüber sind sich die Fußballexperten uneinig. Die heimischen Fans sind zwar Ansporn, können aber auch für zusätzlichen Druck sorgen.

Was ist die Auswärtstorregel?

Charakteristisch für Hin- und Rückspiel ist im Fußball die Auswärtstorregel. Diese besagt, dass bei einem Torgleichstand nach Hin- und Rückspiel diejenige Mannschaft gewinnt, die mehr Tore im fremden Stadion geschossen hat. So gewann beispielsweise 2014 der Hamburger SV in der Relegation gegen Greuther Fürth durch ein 1:1 im Rückspiel. Das Hinspiel in Hamburg hatte torlos 0:0 geendet, womit beide Teams in der Summe nach zwei Spielen gleich viele Tor geschossen hatten. Entscheidend war jedoch, dass der HSV sein Tor im Fürther Stadion erzielt hatte.

Relegation international

Den Relegationsmodus gibt es nicht nur im deutschen Profifußball. Viele andere europäische Ligen, darunter Frankreich, ermitteln die Auf- und Absteiger ebenfalls in Relegationsspielen.

In England und in Spanien gibt es allerdings keine klassische Relegation, da die letzten drei Teams der Premier League beziehungsweise der Primera Division direkt absteigen. Die ersten beiden Vereine der zweiten Liga steigen direkt auf, während der dritte Aufsteiger in Play-off-Runden ausgespielt wird. In den Play-off-Runden treten die vier Teams von Platz drei bis sechs gegeneinander an.

Auch in Italien ermitteln die Zweitliga-Mannschaften von Platz drei bis sechs den letzten Aufsteiger in einem Play-off-Modus. Der ist allerdings deutlich komplizierter als in England oder Spanien:

• So kann auch der Drittplatzierte direkt aufsteigen, wenn er mehr als neun Punkte Vorsprung auf den Viertplatzierten hat.

• Je nachdem, wie viele Punkte die Mannschaften zwischen Platz drei und acht haben, finden die Play-offs mit bis zu sechs oder bloß zwei Teams statt.

• Außerdem zählt in diesen Spielen nicht die Auswärtstorregel bei Unentschieden, sondern die Tabellenplatzierung nach Ende der regulären Saison.

In den USA, Kanada und Australien gibt es übrigens überhaupt keinen Auf- und Abstieg!

Spielszene beim Fußball
Ansporn für den Aufstieg: In der 1. Fußballbundesliga winken neben größeren Stadien auch höhere Einnahmen durch TV-Übertragungen.

Geschichte der Relegation

Lesen Sie hier die Entstehungsgeschichte der Relegation.

Woher kommt die Relegation?

Im Deutschen Fußball geht die Relegation einher mit der Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga im Jahr 1982. Vorher gab es die zweigleisige Bundesliga, das heißt, es stieg sowohl das erste Team der 2. Bundesliga Nord als auch das erste Team der 2. Bundesliga Süd auf. Der dritte Aufsteiger wurde in Aufstiegsspielen ermittelt, in denen die beiden Zweitplatzieren gegeneinander angetreten sind. Mit Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga stiegen dann die erst- und die zweitplazierte Mannschaft direkt auf und die drittplatzierte spielte gegen den drittletzten aus der 1. Bundesliga

Bis 1991 wurden die Auf- und Absteiger in Relegationsspielen ausgespielt, allerdings in einem etwas anderen Modus als heute: So gab es ein drittes Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, wenn nach Hin- und Rückspiel noch kein Sieger feststand. Dies war 1986, 1988 und 1991 der Fall.

Seit wann gibt es wieder die Relegation in der Bundesliga?

Seit der Saison 2008/09 gibt es im deutschen Profifußball wieder die Relegation, nachdem sie im Zuge der Zusammenführung der westdeutschen und ostdeutschen Spielklassen 1991 abgeschafft worden war. Die ersten Relegationsspiele seit der Wiedereinführung konnte der Zweitligist Nürnberg 2009 deutlich für sich entscheiden. Gegen Energie Cottbus gewannen die Franken 3:0 im Hinspiel und 2:0 im Rückspiel.

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Wie oft hat ein Zweitligist die Relegation gewonnen?

Dass sich der Zweitligist in der Relegation durchsetzt, ist allerdings ein eher seltenes Phänomen. Seit 2009 schaffte nur die Fortuna aus Düsseldorf den Aufstieg in die höchste Spielklasse, als sie 2012 gegen Hertha BSC gewann. Insgesamt triumphierten die Zweitligisten nur fünf Mal über Erstligisten, seitdem es die Relegationsspiele gibt. Interessanterweise endeten dagegen seit 2009 sieben der neun Duelle zwischen zweiter und dritter Liga zugunsten des Drittligisten – ein Indiz dafür, dass das Leistungsgefälle zwischen zweiter und dritter Liga weniger groß ist?

Fanausschreitungen

Für den einen geht es ums nackte Überleben und für den anderen um den lang ersehnten Aufstieg in die höhere Spielklasse. Verständlich, dass in der Relegation die Emotionen hochkochen. Nicht selten kommt es dabei zu Fanausschreitungen:

Der Sieg von Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC im Jahr 2012 gehört definitiv zu den denkwürdigsten Relegationsspielen. Grund dafür ist der Platzsturm der euphorisierten Fortuna-Fans eine Minute vor Spielende. Im Glauben, die Partie sei abgepfiffen, stürmten Tausende auf das Spielfeld, um den vermeintlichen Sieg zu feiern. Dabei entwendete sogar ein Anhänger den Elfmeterpunkt. Erst nach 15 Minuten konnte das Spiel wieder angepfiffen werden und endete schließlich 2:2 (Hinspiel 2:1) zugunsten von Düsseldorf. Die Berliner legten Protest gegen das Ergebnis ein, scheiterten damit allerdings in zwei Instanzen und stiegen ab.

Zu Fanausschreitungen kam es ebenfalls 2017 bei der Partie 1860 München gegen Jahn Regensburg. Als sich die Niederlage der Löwen und damit der Abstieg in die dritte Liga abzeichnete, begannen die Fans der Münchener zu randalieren. Ein Platzsturm konnte nur mit einem Großaufgebot von Polizisten in Schutzkleidung verhindert werden. Dabei wurden zehn Beamte durch Wurfgeschosse wie Sitzschalen und Stangen verletzt. Insgesamt musste die Partie 13 Minuten lang unterbrochen werden.

symbolisches Ortsschild mit Ligen
Der Abstieg ist für viele Vereine mit personellen Umbrüchen verbunden.

Wann sind die Relegationsspiele in der Bundesliga?

Die Relegationsspiele werden immer nach Ablauf der regulären Saison ausgetragen. Die Duelle zwischen dem 16. der ersten und dem Dritten der zweiten Liga finden 2018 am 17. und 21. Mai statt. Die Termine werden jede Saison neu festgelegt.

Wer musste bisher die Relegation spielen?

Folgende Mannschaften haben bisher um den Erstligaverbleib oder den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse gekämpft.

Mannschaften in Tabelle die bisher um den Erstligaverbleib in der deutschen Bundesliga gekämpft haben
*Auswärtstorregel

Wo wird die Relegation übertragen?

Das ZDF überträgt 2018 die Relegation zur 1. und 2. Bundesliga kostenlos im Free-TV. Auch der Streamingdienst von Eurosport zeigt die Partien. Dafür müssen Sie den Eurosportplayer allerdings kostenpflichtig erwerben.

HILFREICHE FUSSBALL-PHRASEN

Ihre Freunde wollen mit Ihnen das entscheidende Relegationsspiel schauen, aber Sie haben keine Ahnung von Fußball? Kein Problem! Wenn Sie folgende Phrasen während der Partie (im passenden Moment) fallen lassen, merkt keiner, dass Sie Fußball-Laie sind:

• Wenn vor dem Spiel ein klarer Sieg des Favoriten erwartet wird, Sie aber sagen wollen, dass der Underdog auch eine Chance hat: „Jedes Spiel beginnt bei 0:0.”

• Die Universal-Weisheit vor jedem Spiel: „Hinten muss die Null stehen.”

• Wenn Ihre Freunde Unmut über die Unansehnlichkeit der Spielqualität äußern: „Beim Fußball gibt es keinen Schönheitspreis zu gewinnen.”

• Wenn die Abwehr viele Chancen zulässt: „Hinten brennt es lichterloh.”

• Passt eigentlich immer: „Im Fußball ist alles möglich.”

• Wenn es auf dem Platz etwas ruppiger zugeht: „Sie müssen über den Kampf zum Spiel finden.”

• Wenn eine Mannschaft konsequent nach vorne spielt: „Sie spielen hier auf Sieg.”

• Wenn Ihre Freunde über die Auswärtstorregel reden: „Auswärtstore zählen doppelt.“

• Wenn eine Mannschaft nach einem hohen Rückstand doch noch zurückkommt: „Totgesagte leben länger.”

• Wenn der entscheidende Treffer knapp verpasst wurde: „Das wäre wohl die Entscheidung gewesen.”

Kritik an der Relegation

Kritiker der Relegation missbilligen oft die zu hohe Emotionalität der Spiele, wodurch es nicht selten zu Fanausschreitungen, wie oben beschrieben, kommt.

Schutz der Erstligisten?

Mit Blick auf die Statistik wird zudem kritisiert, dass die Relegation dem Schutz der Erstligisten diene. Tatsächlich haben seit 2009 nur zwei Zeitligisten den Aufstieg geschafft. Dadurch würden Erstliga-Vereine, die eine schlechte Saison gespielt haben, am Ende noch mit einer letzten Chance belohnt. Mannschaften, die nach jahrelanger Aufbauarbeit eigentlich aufgestiegen wären, würden um den verdienten Lohn gebracht. Die Saison werde auf zwei Spiele reduziert. Fairer sei es, die gesamte Spielzeit zu werten. Die Relegation verdrehe also die sportliche Realität, sagen die Kritiker.

Klare Fehlentscheidungen

Als prominentes Beispiel muss bei dieser Argumentation meistens der Hamburger SV herhalten. Der Bundesliga-Dino, der in seiner Geschichte noch nie abgestiegen ist, rettete sich nach zwei desolaten Spielzeiten 2014 und 2015 mit letzter Kraft in die Relegation und gewann dort beide Male glücklich. Im Spiel gegen den Karlsruher SC sorgte außerdem eine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters zugunsten des HSV für eine hitzige Debatte.

Auch beim diesjährigen Relegations-Hinspiel zwischen Wolfsburg und Braunschweig stand der Schiedsrichter mit einer strittigen Elfmeterentscheidung pro Wolfsburg im Mittelpunkt. Der Erstligist verwandelte den Strafstoß zum 1:0 Endstand und legte damit den Grundstein für den Klassenerhalt. Braunschweigs Trainer brachte das Dilemma der Relegation nach dem Schlusspfiff auf den Punkt: „Mit so einer Entscheidung ist vielleicht die ganze Saison am Arsch.“ Er sollte recht behalten: Wolfsburg blieb in Liga eins.

Fußball-Trikots selber gestalten

Wir hoffen, dass wir Ihnen erklären konnten, was die Relegation ist und Sie einige spannende Hintergrundinformationen erhalten haben. Mehr zum Thema Fußball finden Sie auch in unserem Artikel „Die Geschichte des Fußballs auf einen Blick.“ Werfen Sie auch einen Blick in unser Trikot Sortiment und gestalten Sie die Shirts Ihrer eigenen Mannschaft selbst!

Bilder: Titelbild: ©iStock/snowflock, Bild 1: ©iStock/simonkr, Bild 2: ©iStock/cbies

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