Rollstuhlbasketball: Korbjagd auf fünf Rädern

Alles zu Regeln, Klassifizierung & Geschichte

Rollstuhlbasketballer dribbelt

Seit über 70 Jahren schon begeistert Rollstuhlbasketball Menschen mit und ohne Behinderung. Erfahren Sie mehr über die Regeln, Klassifizierung und Hintergründe der inklusiven Sportart und warum Rollstuhlbasketball gar nicht so anders ist als Fußgängerbasketball.

Rollstuhlbasketball – barrierefrei und inklusiv

Mit quietschenden Reifen enge Kurven drehen, Körbe versenken und sein Team abfeiern? Wer darauf Lust hat und sich nicht vor körperlichen Anstrengungen scheut, der kann Rollstuhlbasketball ausprobieren. Die beliebte Sportart ist nicht nur barrierefrei, sondern auch inklusiv und offen für alle Geschlechter. Ob Fußgänger oder Rollstuhlfahrer, Frauen oder Männer – hier dürfen alle in einem Team antreten, die bereit sind, sich für die Spielzeit in einen Rolli zu setzen. Lust auf Action sollte man auch mitbringen, denn es geht ganz schön zur Sache. Das Besondere an diesem Sport?

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Rollstuhlbasketballer

  • haben ein schnelles Tempo drauf (sodass man den Gummi der Reifen riecht).
  • verschmelzen mit dem Rollstuhl zu einem einzigen Körper.
  • sind nicht zimperlich, wenn sie mit ihren Rollis gegeneinanderprallen.
  • spielen mit Taktik und Strategie.
  • dribbeln und werfen den Ball schnell und zielsicher.
  • legen eine große Ausdauer an den Tag.
  • haben bemerkenswerte Arm- und Bauchmuskeln.
  • beherrschen Multitasking, denn sie müssen gleichzeitig den Rollstuhl und den Ball kontrollieren können.

All das macht diesen dynamischen Teamsport zu einer Disziplin mit viel Spaß und Körpereinsatz. Rollstuhlbasketball zählt zu den beliebtesten barrierefreien Sportarten weltweit.

Regeln im Rollstuhlbasketball

Die wichtigste Regel im Rollstuhlbasketball ist: Kein Fuß auf dem Spielfeld! Ansonsten ist das Spiel eng an die Regeln des Fußgängerbasketballs angelehnt. Größe des Spielfelds, Zonen und Spielerpositionen sind dieselben. Die Spielzeit dauert wie in der Deutschen Basketball Bundesliga vier mal zehn Minuten und es gelten dieselben Zeitregeln pro Angriff. Auch die Korbhöhe bleibt bei 3,05 Metern, mit dem Unterschied, dass die Körbe hier niemals gedunkt, sondern immer aus 52 cm Sitzhöhe geworfen werden.

Rollstuhlbasketballer wirft einen Korb
Beim Rollstuhlbasketball werfen die Spieler aus einer Sitzhöhe von 52 cm Körbe.

Wichtig ist außerdem, dass der Rollstuhl für die Regeln genauso gewertet wird wie der Körper. Fährt ein Spieler mit Ballbesitz über die Seitenlinie, wird dies sofort als Abseits gezählt. Auch bei Fouls wird der Rollstuhl berücksichtigt. Wer den Rollstuhl mehr als Rammbock als für geschickte Abwehr einsetzt, kann schnell ein Foul kassieren.

Eine minimale Änderung gibt es bei der Schrittregel. Die heißt im Rollstuhlbasketball logischerweise Schubregel und besagt, dass man nicht mehr als zweimal den Rollstuhl anschieben darf, ohne den Ball abzugeben oder zu dribbeln. Während des Anschiebens liegt der Ball entweder auf dem Schoß oder der Basketballer schiebt nur mit einer Hand und hält in der anderen den Ball. Anders als im Fußgängerbasketball ist es im Rollstuhlbasketball erlaubt, den Ball nach dem Festhalten ein zweites Mal zu dribbeln.

Sie wissen nicht, was es mit Zeitregeln, Fouls und Spielablauf auf sich hat? In unserem Magazinbeitrag über Basketballregeln können Sie alles Wichtige nachlesen.

Klassifizierung im Rollstuhlbasketball – der feine Unterschied zum Fußgängerbasketball

Damit es bei der inklusiven Sportart trotzdem fair zugeht, werden die Spieler im Rollstuhlbasketball je nach Beeinträchtigung in einem Punktesystem klassifiziert. Je mehr Punkte ein Spieler erhält, desto geringer sind seine Beeinträchtigungen. Für ein Spiel darf die Summe der Punkte einer Mannschaft nicht höher als 14,5 sein. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass kein Team aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen benachteiligt ist.

Spieler mit Beinamputation wirft den Basketball
Beinamputiert, querschnittsgelähmt, gehbehindert – beim Rollstuhlbasketball spielen Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen mit.

Vor allem die Stabilität im Rumpfbereich ist im Rollstuhlbasketball ausschlaggebend, denn je stabiler ein Spieler im Rollstuhl sitzt, desto besser kann er werfen und sich vor allem in Kontaktsituationen halten und den Rollstuhl kontrolliert einsetzen.

1-Punkte-Spieler

  • keine Beinbewegungen
  • geringe bis keine Rumpfkontrolle
  • eingeschränkte Sitzbalance (vorwärts und seitwärts)

2-Punkte-Spieler

  • keine Beinfunktion
  • partielle Rumpfkontrolle
  • Seitwärtsbewegungen und Drehung des Oberkörpers eingeschränkt

3-Punkte-Spieler

  • Gewisse Beinfunktionen vorhanden
  • Normale Rumpfkontrolle vorwärts
  • Eingeschränkte Rumpfkontrolle seitwärts

4-Punkte-Spieler

  • Geringe Einschränkungen der Beinfunktionen
  • Normale Rumpffunktion
  • Instabilität auf einer Seite

4,5-Punkte-Spieler

  • Geringe Einschränkungen der Beinfunktionen
  • Normale Rumpfbewegungen in alle Richtungen
  • Sehr stabil in Kontaktsituationen

Team aus unterschiedlichen Rollstuhlbasketballern
Rollstuhlbasketball ist für Menschen mit und ohne Behinderungen und jeden Geschlechts. Durch die Klassifizierung treten gleichstarke Teams gegeneinander an.

Das Punktesystem lässt außerdem Bewertungen zwischen den Stufen zu. Kann ein Spieler nicht eindeutig als 2- oder 3-Punkte-Spieler klassifiziert werden, erhält er eine 2,5. Spieler ohne Behinderung erhalten automatisch eine 4,5. Auf internationaler Ebene spielen jedoch nur Menschen mit einer Form von Beeinträchtigung.

Die Geschichte des Rollstuhlbasketballs

Erfunden wurde Rollstuhlbasketball nach dem zweiten Weltkrieg. Kriegsversehrte mit Lähmungen oder Amputationen wollten wieder ihrem Sport nachgehen und begannen im Krankenhaus in Birmingham, Kalifornien, zu trainieren. Die Ärzte förderten den Sport als Fitnesstraining für Paraplegiker (Paraplegie = Lähmung der Beine und Teile des Rumpfes) und schon bald gab es die ersten Spiele zwischen verschiedenen Krankenhäusern mit Teams aus Ärzten und Patienten. Daraus folgte 1948 die Gründung der National Wheelchair Basketball Association (NWBA) und die Veranstaltung der ersten Wettkämpfe. In den 60er Jahren bildeten sich dann die ersten Frauen-Teams und Rollstuhlbasketball wurde immer inklusiver.

Mensch mit Beinamputation von hinten
Rollstuhlbasketball wurde nach dem zweiten Weltkrieg von Kriegsversehrten und Ärzten entwickelt.

Auch auf der internationalen Ebene verbreitete sich Rollstuhlbasketball schnell. Bei den ersten paralympischen Spielen 1960 war Rollstuhlbasketball eine der Disziplinen, in der Wettkämpfe ausgetragen wurden. Allerdings gerät das Klassifizierungssystem immer wieder in Kritik. Welcher Behinderungsgrad reicht für die Teilnahme an den paralympischen Spielen aus? Solche Fragen sind zum Glück nur im Leistungssport relevant. Auf regionaler Ebene und in Hobbymannschaften darf wirklich jeder und jede mitspielen. Damit man auch sieht, dass alle zu einer Mannschaft gehören, sind Team-Trikots hilfreich.

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Der perfekte Sportrollstuhl

Bei Rollstuhlbasketball darf natürlich eines nicht fehlen – der passende Sportrolli! Nicht jeder Rollstuhl eignet sich für den taffen Sport. Schließlich muss sichergestellt werden, dass sich die Spieler nicht verletzen. Deshalb haben Rollstühle im Basketball einen Rammbügel oder Rammschutz. Selbst wenn die Spieler mit Wucht zusammenstoßen, sind die Füße auf diese Weise geschützt.

Rollstuhl mit Rammbügel und zusätzlichen Rädern
Ein Sportrollstuhl bietet durch die schräg gestellten Räder und zusätzliche Stützräder mehr Wendigkeit und Stabilität als ein alltäglicher Rollstuhl.

Außerdem sind die passenden Räder wichtig. Die beiden großen Räder sind schräg gestellt. Dadurch haben Rollstuhlbasketballer einen kleinen Wendekreis, können sich um die eigene Achse drehen und flexibel auf die Spielsituation eingehen. Zusätzlich haben Sportrollstühle Stützräder. Ein bis zwei kleine Rollen vorne und hinten sorgen für Stabilität und verhindern, dass man nach hinten fällt. Umkippen kann der Rollstuhl in der Hitze des Gefechts trotzdem. Man kann sich seitlich oder nach vorne gut abstützen und Profispieler stehen mit einem kräftigen Schwung sogar allein wieder auf!

Damit die Spieler mit dem Rollstuhl tatsächlich zu einer Einheit verschmelzen, braucht es viel Übung und vor allem Armtraining. Dann aber ist der Rollstuhl laut Nationalspielerin Laura Fürst „wie ein perfekt angepasster Turnschuh“. Was sonst bei Sportrollstühlen noch wichtig ist, erklärt sie im Interview:

Auf die Rollstühle, fertig, los!

Bevor Sie auf Korbjagd gehen, sollten Sie sich natürlich auch mit den geltenden Regeln auskennen. Im owayo-Magazin finden Sie Erklärungen und spannende Facts rund um den Sport mit dem Korb. Da ist für Fußgänger wie für Rollstuhlfahrer Interessantes dabei. Alles Weitere lernen Sie auf dem Feld.

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