Mein Team: Das MTB-Team TEXPA-SIMPLON stellt sich vor
Von der einfachen Radsportmannschaft zum professionellen Amateurteam
In der zweiten Folge unserer Reihe „Mein Team“ stellen wir Ihnen das Mountainbike-Team Texpa-Simplon vor. Bereits 1997 wurde das Radsportteam, von Johannes Graf v. Westphalen gegründet. Seitdem ist viel passiert. Texpa-Simplon entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem erfolgreichen Amateurteam im Marathonbereich, professionalisierte sich immer weiter und kann auf einige nationale und internationale Erfolge zurückblicken. Auch die Sponsoren sind sehr überzeugt von den Fahrern: Einige begleiten das Team schon seit Jahren.
Oliver Vonhausen hat 2012 zunächst als Fahrer beim Mountainbike-Team Texpa-Simplon angefangen. Nachdem sein Vater Alfred Vonhausen 2014 das Teammanagement übernahm, entschied sich auch Oliver Vonhausen immer mehr organisatorische Aufgaben im Teammanagement zu übernehmen und ist heute als PR-Manager und Fahrer bei Texpa-Simplon aktiv. Uns hat er mehr über das Team und seine Aufgaben verraten.
Zahlen & Fakten: Das Team Texpa-Simplon auf einen Blick
Die Sportler
Das Team setzt sich in der Saison 2019 aus zehn Fahrern zusammen: Markus Kaufmann (D), Uwe Hardter (D), Simon Gessler (D), Oliver Fritsch (D), Marc Stutzmann (CH), Michael Stünzi (CH), Franz Hofer (IT), Fabian Ziegler (D), Julian Stumpf (D) und Oliver Vonhausen (D).
Die Anzahl der Sportler hatte in den letzten Jahren immer mal wieder variiert. Mit zehn Fahrern ist aber aktuell eine perfekte Teamgröße erreicht: „Die Materiallogistik und die Organisation der Rennen wird signifikant schwerer, wenn mehr als elf Leute im Team sind“, erklärt Oliver Vonhausen.
Unterstützt werden die Fahrer im Management von Alfred Vonhausen, Oliver Vonhausen und Manfred Reis.
Voraussetzungen für die Fahrer
Damit das Team Texpa-Simplon gemeinsam erfolgreich sein kann, müssen die Sportler gewisse Kriterien erfüllen. Dabei sind dem Radsportteam vor allem drei Voraussetzungen sehr wichtig:
Sportliche Klasse: Ein wichtiges Kriterium, da das sportliche Niveau stark die Teamstruktur und auch die Sponsorenunterstützung bestimmt. „Wir haben unseren Sponsoren gegenüber einen gewissen Anspruch und wollen das sportliche Niveau halten und weiter ausbauen“, so Oliver Vonhausen.
Persönlichkeit: Mindestens genauso wichtig ist die Persönlichkeit der Fahrer. „Wir haben gute Erfahrung mit Leuten gemacht, die wirklich Lust auf den Sport haben und die, obwohl sie richtig gut sind, bescheiden sind“, erzählt Oliver Vonhausen. „Das darf man nicht unterschätzen, weil die Stimmung im Team davon abhängt. Das beeinflusst dann auch wieder die Leistung, obwohl es ‚Einzelsportler‘ sind.“
Professionelle Einstellung: Wichtig ist auch, dass den Sportlern bewusst ist, worauf es in der Szene ankommt. Oliver Vonhausen erklärt: „Als Fahrer musst du nicht nur wissen, was es heißt schnell Rad zu fahren, sondern auch, worauf es beim Leistungssport mit Sponsorenunterstützung ankommt.“
Bei der Auswahl neuer Teammitglieder, spielen diese Voraussetzungen eine große Rolle. Wer neu in das Team aufgenommen wird, besprechen Alfred und Oliver Vonhausen im Management. Doch auch die Fahrer haben großen Einfluss bei der Aufnahme neuer Sportler in das Team, wie Oliver Vonhausen erzählt: „Oft ist es auch so, dass die Fahrer neue Teamkollegen vorschlagen, weil sie sich persönlich kennen oder bereits gemeinsam im Team waren. Sowas berücksichtigen wir dann natürlich auch.“
Zusammen erfolgreich – Stärken des Teams
Die Grundpfeiler des Teams und der Zusammenarbeit sind Teamgeist, Wertschätzung, Verlässlichkeit und Vertrauen. Aktuell herrscht eine sehr gute Stimmung im Team und alle wichtigen Faktoren sind erfüllt: „Wir haben es geschafft ein Team aus Fahrern zusammenzustellen, die sportliches Niveau haben, aber auch die richtige Einstellung zum Sport mitbringen und gleichzeitig auf dem Boden geblieben sind.“ Innerhalb des Teams führt das zu mehr Zusammenhalt und Spaß am Radsport.
Vereinbarkeit von Sport und Beruf: „Das Umfeld ist sehr wichtig“
Die Vereinbarkeit des Radsports mit Beruf und Freizeit ist eine große Herausforderung für alle Teammitglieder. Aus der Sicht von Oliver Vonhausen ist dabei vor allem die Motivation und der Spaß am Sport der entscheidende Faktor: „Du musst als Fahrer motiviert sein, zu komischen Zeiten aufzustehen, um trainieren zu können, und dich auch nach einem stressigen Tag noch zum Training aufraffen.“
Aber auch eine perfekte Wochenplanung ist nicht zu unterschätzen. Denn im Gegensatz zu den Profis haben die Fahrer von Texpa-Simplon nicht nur weniger Zeit zum Trainieren, sondern auch zum Erholen: „Arbeit und andere Aktivitäten kosten unseren Körper Regenerationszeit.“ Aus diesem Grund sei eine gute Zeiteinteilung enorm wichtig, betont er.
Entscheidend für alle Teammitglieder ist auch die Unterstützung, die sie aus ihrem privaten Umfeld erhalten: „Wenn du Vollzeit arbeitest, eine Familie hast und zwischendurch noch trainierst, dann funktioniert es ohne die Unterstützung deiner Familie nicht. Das Umfeld ist sehr wichtig!“
„Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden“ – Ansprüche der Sportler an sich selbst
Die Fahrer von Texpa-Simplon haben hohe Ansprüche an ihre Leistungen. Das Team-Motto zeigt, welches Verhältnis die Mitglieder, aber auch jeder andere Leistungssportler zu seinem Sport hat: „Egal wie gut man ist, man schaut immer nach vorne. Es gibt immer noch jemanden, der besser ist als man selbst. Wir sind meistens nicht zufrieden, mit dem, was wir erreicht haben“, so Oliver Vonhausen. Die Schwierigkeit besteht für die Fahrer darin, nicht zu vergessen, wie viel man als Sportler bereits erreicht hat. „Der nächste Schritt sieht immer noch toller aus. Es ist ein endloser Zirkel“, erklärt Oliver Vonhausen das Dilemma.
Das Management: „Die Perspektive der Sportler nachvollziehen“
2014 hat Alfred Vonhausen das Teammanagement von Alexander Pscheidl übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war Oliver Vonhausen bereits als Fahrer unter Vertrag bei Texpa-Simplon. „Viele im Team haben meinen Vater schon gekannt und wussten, dass er gut für die Aufgabe geeignet ist“, erinnert sich Oliver Vonhausen. In den Jahren danach übernahm auch er selbst immer mehr Managementaufgaben und ist jetzt gleichzeitig Fahrer und PR-Manager des Teams.
Organisation und Professionalisierung im Management
Von den Anfängen des Teams bis zum heutigen Tag, hat sich bei Texpa-Simplon viel verändert: „Wir gehören mittlerweile zu den größeren Namen im Marathonbereich“, freut sich Oliver Vonhausen. Er erklärt aber auch, dass für Erfolge im Radsport Strukturen und Abläufe im Team sehr wichtig sind: „Unsere Teamstruktur wurde mit der Zeit organisierter. Wir haben eine höhere Reichweite erreicht, sind mehr Rennen gefahren und haben durch die guten Ergebnisse auch mehr Support von den Sponsoren erhalten.“
„Den Überblick nicht verlieren“ – Aufgaben als Teammanager
Die Aufgaben im Management von Texpa-Simplon sind vielfältig und müssen gut ausbalanciert sein: „Insgesamt das Wichtigste ist, den Überblick nicht zu verlieren, weil es so viele verschiedene Sachen gibt, die gleichzeitig erledigt werden müssen“, erklärt Oliver Vonhausen.
Alfred und Oliver Vonhausen kümmern sich um alle organisatorischen Aufgaben im Team. Von der Materialorganisation über die Sponsorenbetreuung bis hin zur Rennplanung und der individuellen Fahrerbetreuung.
Außerdem ist es wichtig, ein Gefühl für die Szene und den Menschentyp des Radsportlers zu haben. „Wir müssen gut nachvollziehen können, was die Perspektive des Sportlers ist.“ Dafür braucht man laut Oliver Vonhausen eigene sportliche Erfahrung im Rennsport. Alfred Vonhausen hat früher ebenfalls Leistungssport betrieben, sein Sohn fährt selbst noch als Fahrer im Team mit: „Ohne diese Erfahrung wäre das Management schwer zu machen, weil man kein gutes Gefühl für die Sichtweise der Sportler hätte.“
„Das Teamgefühl ist bei Etappenrennen am stärksten“ – Der Teamalltag bei Texpa-Simplon
Da die Fahrer von Texpa-Simplon auf vier Länder verteilt sind, ist gemeinsames Trainieren oft schwierig. „Wir haben ein paar Sportler, die nicht so weit auseinander wohnen, die können öfter zusammen fahren“, erzählt Oliver Vonhausen.
Meist trainieren die Sportler aber einzeln. Die meisten Fahrer absolvieren fünf Radsport-Einheiten pro Woche. „Das ist aber von Fahrer zu Fahrer sehr individuell“, erklärt Oliver Vonhausen. „Es können auch mehrere Einheiten am Tag gefahren werden. Einige Fahrer ergänzen das Radtraining auch noch durch Kraft- oder Lauftraining.“ Je nach Jahreszeit, kann die Trainingszeit so zwischen 6 und 30 Stunden pro Woche schwanken.
Teamtreffen und Trainingslager zum intensiven Austausch nutzen
„Teamtreffen, an denen wir alle komplett teilnehmen, finden ein- bis zweimal im Jahr statt“, erzählt Oliver Vonhausen. Bei diesen Treffen werden dann aktuelle Themen besprochen und ein Fotoshooting gemacht.
Ein weiterer wichtiger Termin für alle Teammitglieder ist das Trainingslager. Es findet einmal im Jahr statt, meistens im März. „Die letzten zwei Jahre waren wir in Italien, die Jahre davor auf Mallorca“, so Oliver Vonhausen. Zehn Tage trainieren die Sportler dann intensiv gemeinsam, besprechen die Rennpläne und verbringen einfach Zeit miteinander.
Gemeinsam stark – Teamgefühl bei Texpa-Simplon
Spaß und Teamgefühl sind den Teammitgliedern von Texpa-Simplon sehr wichtig. Obwohl die Fahrer nicht oft zusammen trainieren können, ist das Teamgefühl stark verankert. Besonders bei größeren Rennen können die Fahrer als Team auftreten. „Bei Etappenrennen sind wir teilweise eine ganze Woche zusammen. Wenn man dann in einer schönen Gegend eine Woche mit seinen Teamkollegen zusammen ist und von einem Ort zum anderen fährt und zusammenwohnt, dann ist das Teamgefühl am stärksten“, erklärt Oliver Vonhausen.
Sportliche Erfolge der letzten Zeit
Besonders freut sich das Team aktuell über den Sieg von Michael Stünzi bei der extrem stark besetzten UCI Marathon World Series im Mai 2019 auf Costa Rica. Oliver Vonhausen berichtet: „Michael hat damit seine sehr gute Form gezeigt. Er ist noch relativ jung und wir haben in ihm viel Potential vermutet. Das ist immer schön, wenn man gemeinsam den nächsten Schritt macht und sieht wie ein junger Fahrer auch bei internationalen Rennen ganz vorne fahren kann.“
Auch Marc Stutzmann hat vor einigen Wochen bei einem Rennen in Italien einen Podestplatz gewonnen. Das freut Oliver Vonhausen besonders, da Marc Stutzmann als neuer Fahrer in das Team aufgenommen wurde: „Wenn ein Fahrer das Team wechselt, kann das super funktionieren, aber ja auch Probleme machen, weil der Sportler sich erst auf das neue Material einstellen muss. Deshalb habe ich mich gefreut, dass Marc gut in Form ist und sich wohlfühlt.“
Ausstattung und Sponsoren des Teams
„Es gibt mehr gute Fahrer als Teams. Und es gibt mehr gute Teams als Sponsoren.“ Daher hätten Sponsoren im Radsport eine große Auswahl an Teams, die sie ausstatten können. Das Team Texpa-Simplon ist daher sehr froh darüber, Sponsoren gefunden zu haben, mit denen es eine langfristige Beziehung pflegen kann. „Wir können mit Unternehmen zusammenarbeiten, die unserer Philosophie entsprechen und uns sehr gutes Material zur Verfügung stellen“, freut sich Oliver Vonhausen.
Die Zusammenarbeit mit owayo empfindet das Team als sehr positiv: „Bei owayo haben wir schnell gemerkt, dass sie wirklich mit uns arbeiten und auf uns eingehen wollen. Das ist sehr wertvoll!“ So konnte das Team bei der Auswahl der Produkte eigene Wünsche einfließen lassen und auch die Gestaltung der Trikots war sehr individuell möglich: „Die Grundcharakteristik vom owayo-Design hat uns gut gefallen. Wir haben es dann noch etwas modifiziert und unsere Teamfarben für die Trikots verwendet“, erklärt Oliver Vonhausen.
Ein Blick in die Zukunft
In den nächsten Jahren will sich Texpa-Simplon Schritt für Schritt weiter entwickeln – sowohl sportlich als auch in der Organisation des Teams. „Wie wir das Ganze personaltechnisch machen, ist die große Frage“, lacht Oliver Vonhausen. Aber auch dafür wird sich eine Lösung finden lassen. Das Wichtigste ist für das Team Texpa-Simplon nach wie vor der Spaß am Sport und der Ehrgeiz immer weiter zu machen.
Wir bedanken uns bei Oliver Vonhausen sehr herzlich für den spannenden Einblick in sein Team und die eindrucksvollen Bilder!
Noch mehr Teams kennenlernen
In unserer Reihe „Mein Team“ stellen wir regelmäßig Sportteams vor und geben Einblicke in ihren Teamalltag. Sie haben Folge 1 verpasst? Kein Problem, lesen Sie jetzt unser Interview „Bike Junior Team: Mountainbike-Nachwuchs im Portrait“.
Bilder: Bild 1 & 2: © Team TEXPA-SIMPLON, Bild 3-7: © Sportograf/TEXPA-SIMPLON